Viele träumen davon, ein Star zu werden. Was wäre dafür ein besserer Start, als Videos hochzuladen, die andere Menschen beeindrucken und geteilt, geliked und kommentiert werden können?! Möglich ist das mit der beliebten App TikTok, dem Nachfolger von musical.ly. Über 800 Millionen User weltweit verzeichnete die App 2019 – und gewinnt täglich neue Nutzer dazu. Jugendschützer sehen TikTok kritisch.
Gerade bei Kindern und Teenagern erfreut sich die App großer Beliebtheit. Die Nutzung der App ist laut den TikTok Nutzbedingungen erst ab 13 Jahren zugelassen. Eine Alterskontrolle existiert aber nicht. Man findet auf TikTok Videos von 8 Jährigen, die teilweise knapp bekleidet in aufreizenden Posen zur Musik tanzen.
Inhaltsverzeichnis
- 1 Die meisten Herzen erhalten Videos, die viel Haut zeigen
- 2 TikTok - was können Eltern machen?
- 2.1 Empfehlung
- 3 Vorsicht vor Cybergrooming
- 3.1 Jugendschützer stellen Cybergrooming auf TikTok fest
- 4 Wenn TikTok Videos zur Cyber-Mobbing Falle werden
- 4.1 Mobbing im Klassenzimmer
- 5 TikTok und das Recht am eigenen Bild
- 6 TikTok und das Urheberrecht
- 7 Achtung Meinung: TikTok hat bei Kindern unter 13 Jahren nichts zu suchen
- 8 TikTok ist Ok, aber…
- 9 Fazit
TikTok ist keine gefährliche App, aber…
…ohne die notwendige Medienkompetenz kann es gefährlich werden.
Dieser Artikel soll die beliebte Musik und Video App TikTok nicht verteufeln. Mit der App können Jung und Alt viel Spaß haben. Mit der App kann man ein weltweites Publikum erreichen. Manche Nutzer sind inzwischen Social Media Stars. Andere sammeln erste Erfahrung mit der Erstellung und Verbreitung von Videos im Internet.
Die App hat viele sehr junge Anhänger. Es ist keine Seltenheit, dass Achtjährige einen eigenen TikTok Account haben und Videos veröffentlichen. Fakt ist, so junge Kinder können die Wirkung und Reichweite ihrer Handlungen nicht abschätzen. Vielen Schülern fehlt schlicht und ergreifend die notwendige Medienkompetenz, um sich alleine risikofrei im Internet zu bewegen.
Mit diesem Artikel wollen wir auf die Schattenseiten aufmerksam machen. Nur wer die möglichen Gefahren kennt, kann seine Kinder darüber aufklären. Eltern müssen sich mit den Apps ihrer Kinder auseinandersetzen und verstehen, was bei den Kindern "in" ist und sie bewegt. Nur so können Sie Ihren Kindern beibringen, wie sie sich möglichst risikofrei im Internet bewegen können. Die Schattenseiten sind kein TikTok spezifisches Problem. Die gleichen Problematiken existieren auch bei den anderen Social Media Apps, wie Instagram, Snapchat, Facebook und Co.
Die meisten Herzen erhalten Videos, die viel Haut zeigen
Likes und Herzen steigern das Selbstwertgefühl und machen süchtig
Man möchte jede Chance nutzen, Likes zu bekommen, dazuzugehören – das allerdings auf Kosten der eigenen Privatsphäre. Denn nur wenige stellen den bereits voreingestellten Haken „öffentliches Profil“ auf privat um. So sehen nicht nur Freunde und Bekannte, sondern auch wildfremde, teils zwielichtige Personen die geteilten Videos. Unbedenklich ist das natürlich, wenn es sich um weniger spektakuläre Clips handelt. Weit wahrscheinlicher ist eine zunehmende Bekanntheit allerdings durch Hochladen von Videos mit viel Haut, wenig Stoff. Schon die jüngsten TikTok Nutzer*innen verstehen schnell, umso mehr Haut sie zeigen, umso lasziver sie sich bewegen, umso mehr Herzen bekommen sie. Das klappt auch bei den Musikstars - Sex sells!
TikTok - was können Eltern machen?
Daten von Kindern genießen nach der Datenschutz-Grundverordnung (DSGVO) einen besonderen Schutz. Immer wenn Onlinedienste personenbezogene Daten von Kindern und Jugendlichen unter 16 Jahren verarbeiten wollen, müssen sie die Einwilligung der Erziehungsberechtigten der Minderjährigen einholen. Es gelten besondere Vorschriften für Kinder
Empfehlung
Aus dem Gesetz wird leider nicht ersichtlich, wie wichtig es ist, dass Sie Ihr Kind bei der Mediennutzung begleiten. Stellen Sie sich daher die Frage, ob ihr Kind wirklich reif genug ist, die Plattform TikTok zu benutzen. Die Gefahr ist groß, dass sich Ihr Kind Hohn, Spott, mobbingähnlichen Angriffen und fiesen Kommentaren ausgesetzt sieht, wenn unbedacht Bilder und Videos über TikTok veröffentlicht werden.
Ab welchem Alter darf mein Kind TikTok benutzen?
Sobald ihr Kind das 13. Lebensjahr vollendet hat, darf es TikTok nutzen.
Einstellungen der Privatsphäre & Sicherheit für ihr Kind
Machen Sie sich mit den Sicherheitseinstellungen vertraut und stellen Sie diese richtig ein. Das Profil ihres Kindes sollte auch privat eingestellt sein. Durch diese Einstellung können Inhalte nur von freigegebenen Personen gesehen werden. Versuchen Sie so wenig Rückschlüsse wie möglich auf ihr Kind zuzulassen. Benutzen Sie keinen Klarnamen oder verwenden Sie keine Originalfotos ihres Kindes. Gehen Sie sorgsam mit privaten Daten um.
Das erste Video soll online, wie verhalte ich mich?
Lassen Sie Ihr Kind bei der anfänglichen Nutzung von TikTok nicht unbeaufsichtigt. Seien Sie dabei wenn ihr Kind das erste Video hochladen möchte. Kontrollieren Sie hierbei das Video und erklären Sie Ihrem Kind, dass dieses Video ab sofort einer sehr großen Menschenmenge zugänglich sein wird. Folgen Kommentare auf das Video, besprechen Sie diese mit Ihrem Kind.
Wie verhalte ich mich bei schlimmen Kommentaren?
Machen Sie sich klar, dass ihr Kind gezielt in den Kommentaren angesprochen werden kann. Was tun, wenn sich Sexismus oder Cyber-Mobbing in den Kommentaren zeigen? Wenn Ihnen Inhalte auffallen, die unangemessen erscheinen, sollten Sie diese sofort melden und die entsprechende Person blockieren.
Wie melde ich einen Kommentar?
• Klicken Sie auf den Kommentar, den Sie melden möchten
• Klicken Sie nun auf “Melden”
• Folgen Sie den Anweisungen auf dem Bildschirm
Natürlich besteht auch die Möglichkeit das Konto des Kommentierenden zu melden Außerdem können Sie auch einen gesamten Nachrichtenverlauf melden.
Vorsicht vor Cybergrooming
Dass man durch freizügige Videos allerdings nicht nur Fans, sondern auch anderes Klientel anlockt, ist den jungen Mädels und Jungs oft nicht bewusst. Durch Kommentare wie „sexy“ oder „Ich will mehr sehen“ fühlen sich die Ersteller zunächst begehrt und attraktiv – ein Egopush.
Dass sich dahinter aber meist weder gleichaltrige noch gutmütige Menschen verbergen, kommt etwa raus, wenn nach der Handynummer gefragt wird. Als Gegenleistung verspricht der „Interessierte“ dann ein Sponsoring.
Solche Kontaktaufnahmen können gefährlich werden. Denn oft handelt es sich um Erwachsene, die naive Kinder und Teenager zu Fotos, Videos oder sogar Treffen veranlassen wollen. Hierbei handelt es sich um Cybergrooming.
Mit dem Begriff Cybergrooming wird das gezielte Ansprechen von Personen im Internet mit dem Ziel der Anbahnung sexueller Kontakte bezeichnet.
Aus diesem Grund sollte man Kontakt mit Unbekannten vermeiden, auch wenn es zunächst nach harmlosen Komplimenten aussieht. Meist ist das eine Masche, auf die man leicht hereinfallen kann. Man sollte solche Profile in jedem Fall melden, auch wenn sowas bei anderen beobachtet wird.
Jugendschützer stellen Cybergrooming auf TikTok fest
Die Jugendschützer von jugendschutz.net haben in Ihrem Bericht 2018 „Jugendschutz im Internet“ (S. 11 - http://www.jugendschutz.net/fileadmin/download/pdf/bericht2018.pdf) aufgezeigt, dass sie bei TikTok beobachtet haben, dass Erwachsene belästigende Äußerungen machten und versuchten, Minderjährige zu sexuellen Handlungen zu animieren.
jugendschutz.net ist das gemeinsame Kompetenzzentrum von Bund und Ländern für den Schutz von Kindern und Jugendlichen im Internet.
An erster Stelle sollte die eigene Sicherheit stehen – auch wenn der Fame lockt, muss man sich immer die Frage stellen: Bist du dir das wert?
Dies ist auch kein neues Phänomen. Bereits bei der von Kindern und Teenagern beliebten Streaming-Plattform YouNow ist es immer wieder zu Cybergrooming Vorfällen gekommen.
Wenn TikTok Videos zur Cyber-Mobbing Falle werden
TikTok Videos können für Fame und Bestätigung sorgen. Dies ist aber nicht immer der Fall. Teilweise machen sich die Zuschauer über die Videos lustig und hinterlassen beleidigende Kommentare. Dies kann verletzend sein und im schlimmsten Fall zu Cyber-Mobbing führen. Gerade bei der Anonymität im Internet ist eine Nachverfolgung der verantwortlichen Personen schwierig. Der Spruch „Was einmal im Netz ist, bleibt im Netz“, sollte bekannt sein. Deshalb ist gerade auf solchen Plattformen der Spaß mit Vorsicht zu genießen. Auch der Spruch „Haters gonna hate“, vermag zwar nach außen hin Schutz zu suggerieren. Das ändert aber nichts daran, dass Kinder und Teenager durch Hate-Kommentare an Selbstbewusstsein verlieren und sie das innerlich zerreißt.
Es ist bei größeren YouTubern ein beliebtes Format, dass „peinliche“ TikTok Videos zusammengeschnitten und sarkastisch kommentiert werden. Plötzlich steht man im Rampenlicht, aber nicht so wie ursprünglich geplant. Spätestens dann erfahren die Klassenkameraden von den eigenen ungelenken Versuchen, der legitime Nachfolger der TikTok Superstars „LiLe“ Lisa und Lena zu werden. Und dann geht es richtig los.
Mobbing im Klassenzimmer
Das Cybermobbing bahnt sich seinen Weg in das „Real Life“ und zwar in das Klassenzimmer. Was man selbst toll findet, können die Klassenkameraden mega peinlich finden. Die Videos werden dann mit entsprechenden Läster-Kommentaren per WhatsApp unter Freunden verbreitet oder auf anderen Social Media Plattformen veröffentlicht.
Das ist doch alles nur blinde Panikmache, oder?
Keinesfalls, wir bekommen immer wieder Anfragen von Eltern oder Jugendlichen, die ihre alten peinlichen Videos aus dem Internet gelöscht haben wollen. Denn sie bereuen inzwischen, was sie vor ein paar Jahren in das Internet gestellt haben. Damals wussten sie nicht, was für Auswirkungen ein solch kleines Video haben kann.
TikTok und das Recht am eigenen Bild
Dritte nur mit Einwilligung in TikTok Videos zeigen
Sind in dem TikTok Video noch andere Personen zu sehen, dann benötigt man deren Einwilligung für die Veröffentlichung des Videos. Ansonsten wird das Recht am eigenen Bild der gefilmten Person verletzt.
TikTok und das Urheberrecht
die Videos können nicht einfach auf anderen Social Media Plattformen veröffentlicht werden
Man kann mit seinen selbst gedrehten TikTok Videos auch nicht machen was man will. Denn die Songs, die TikTok in der App zur Verfügung stellt, dürfen in der Regel nur innerhalb der App verwendet werden. Wenn man seine TikTok Videos auf Facebook, YouTube, Instagram und Co. veröffentlich will, muss man sich selbst darum kümmern, ob die Plattenfirmen und Künstler damit einverstanden sind, deren Lieder man verwendet hat.
Hat man eine solche Lizenz nicht und veröffentlicht trotzdem das TikTok Video außerhalb von TikTok, bspw. auf YouTube, Instagram oder Facebook, dann begeht man eine Urheberrechtsverletzung. Die bei TikTok häufig verwendete Musikuntermalung ist Eigentum des jeweiligen Künstlers und seiner Plattenfirma – das wird durch die eigene Kreativität, die man als Ersteller aufwendet, nicht aufgehoben.
Achtung Meinung: TikTok hat bei Kindern unter 13 Jahren nichts zu suchen
Lieber Eltern, hier seid ihr gefragt. Die Nutzung von TikTok ist nach den Nutzungsbedingungen der Plattform ab 13 Jahren erlaubt. Meine Erfahrung aus der Anwaltspraxis zeigt mir, dass für jüngere Kinder die App TikTok und Soziale Netzwerke im Allgemeinen nicht geeignet sind. Ich bin kein konservativer Old School Nörgler. Den jungen Kindern fehlt schlicht und ergreifend die notwendige Medienkompetenz. Diese bekommen sie in der Regel weder in der Schule noch zu Hause vermittelt. Sie können die Folgen und Reichweite ihres eigenen Handelns nicht abschätzen können. Mit ihrer Naivität und Unerfahrenheit sind sie in hohem Maße geeignet, in die Fallen des Internets zu tappen.
TikTok ist Ok, aber…
Eltern klärt eure Teenager auf
Für die Teenager sollte Mitwirken an den Neuheiten dieser Zeit erlaubt sein. Es bringt auch nichts, seinen Kindern TikTok gänzlich zu verbieten. Dann nutzen sie es einfach heimlich.
Die Eltern sollten aber für eine Aufklärung über die Gefahren der TikTok-Nutzung sorgen. Das bedeutet, Ihr – die Eltern – müsst euch mit der App auseinandersetzen. Das gilt natürlich nicht nur für TikTok, sondern auch für alle anderen Social Media Apps und Messenger.
Auch dürfen die Folgewirkungen („Mama, das ist mir jetzt so peinlich“) nicht unter den Tisch fallen.
Fazit
Also: TikTok-Nutzer sollten immer die Wirkung ihrer Videos im Hinterkopf behalten. Wenn man sich unsicher ist, Freunde und Eltern fragen. Und wenn man sich dann immer noch unsicher ist, lässt man es eben mit dem Upload. Man muss nicht alles von sich preisgeben.
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